Mich beschäftigt aktuell das Schicksal eines Nürnberger Einzelhändlers, mit dem wir dieser Tage ins Gespräch kamen: Es ist Marcus Pickl, der mit seinem „Pickls“ im Februar weg vom Nibelungenviertel in den Kirchenweg gezogen ist. So ein radikaler Stadtteilwechsel ist für eine etablierte Weinhandlung nebst Bar natürlich ein Wagnis. Das hatte der Betreiber nicht freiwillig auf sich genommen: Das kleine Gebäude an der Wodanstraße, das er als früheres „Schlosser“ übernommen hatte, wird abgerissen. Allerdings hätte der Unternehmer ohne Not ein paar Monate später umziehen können, was er zweifellos getan hätte, hätte er gewusst, was ihn in der Nordstadt in diesem Sommer erwartete: Eine Dauerbaustelle im Kirchenweg – genau vor seiner Haustür! Nun fehlt dem Herrn Pickl keinesfalls das Verständnis dafür, dass die Stadt irgendwann die Kanalisation sanieren muss. Er hätte sich nur gewünscht, dass man ihn darüber informiert hätte, als er seine Genehmigungen zum Betrieb der Weinbar und des Ladens einholte. Doch weder die städtischen Stellen noch der Vermieter wiesen ihn daraufhin, dass er den ganzen Sommer über quasi abgeschnitten von den rundum liegenden Zufahrten sein würde. Hand aufs Herz: Wer schleppt schon gern seine Weinkisten quer durch St. Johannis, vorbei an allen Baustellenabsperrungen? Es ist ein trauriges Bild, wenn man sieht, wie Marcus Pickl versucht, tapfer zu bleiben und die contenance zu wahren. Vermutlich ist ihm klar, dass zu viel Jammern noch die letzten Gäste vertreibt, die sich abends auf ein Glas Wein bei ihm einfinden. Er hofft eben darauf, dass es wieder so wird wie am Anfang: Es war doch so gut angelaufen in den ersten Monaten! Sogar die treuen Stammkunden aus der Südstadt waren gekommen, um weiterhin ihren guten Tropfen bei ihm zu kaufen. Inzwischen bleiben sie aus, und das ist nicht nur der Ferienzeit geschuldet, sondern zweifellos den mangelnden Zufahrtswegen und Parkgelegenheiten. Am Ende unseres Gespräches geleitet uns der Weinhändler zur Tür und erst jetzt fällt uns das kreisrunde Loch nebst Sprüngen in der Glaseingangstüre auf. Versuchter Einbruch oder Sabotage? Er weiß es nicht. Passiert war es am Vortag. „Jetzt kann es nur noch aufwärts gehen.“, meint Herr Pickl und seine Stimme schwankt zwischen Hoffnung und Bitterkeit. Wir hoffen mit ihm – und auf ein baldiges Ende der Großbaustelle!