Während ich bei einer Tasse Tee gemütlich am heimischen Schreibtisch sitze, fliegen acht Männer einer mehr als ungewissen Zukunft entgegen: Abgeschoben nach Afghanistan, in ein Land, von dem wir in Deutschland derzeit nicht einmal wissen, was dort geschieht. Verurteilte Straftäter, so hat unser derzeitiger Innenminister entschieden, können abgeschoben werden, auch nach Afghanistan. Parallel veröffentlicht der bayerische Innenminister eine Statistik zum Anstieg der Gewalttaten durch Menschen mit Migrationshintergrund. Das alles zehn Tage vor der Wahl. Ist denn im Wahlkampf jedes Mittel, jeder noch so populistische Ausbruch recht? Wissen wir nicht mehr, was „Menschenrecht“ bedeutet? Haben wir vergessen, was einen totalitären Unrechtsstaat von einem Rechtsstaat mit einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung unterscheidet? Ich glaube, wir können nur noch über unser Bewusstsein etwas verändern. Die „600 Madonnen“ von Ottmar Hörl (Installation an der Nürnberger „Straße der Menschenrechte“) bringen es zum Ausdruck: Bestürmen wir den Himmel mit der Bitte um mehr Bewusstsein in der Welt!