Es ist schon sehr verlockend: Wenn man eine eigene Website betreibt und von dort aus auf "Amazon" verlinkt, kann man als "Werbepartner" Geld verdienen. Bis zu 10 % der Einnahmen, die über diesen Link generiert werden, fließen dann als "kick back" zu einem zurück. Mein in ein paar Tagen erscheinendes Buch wird natürlich nicht nur im örtlichen Buchhandel erhältlich sein, sondern auch über alle bekannten Online-Kanäle inklusive Amazon. Wenn ich auf meiner Mutmacherei-Seite dorthin verlinke, zahlt mir Amazon 5 % der über diesen Weg mit meinem Buch generierten Einnahmen. Ohne dass ich dafür einen Finger krumm machen muss. Ganz schön verlockend...
Nachdem ich dieser Verlockung lange genug ins Auge geblickt habe, sage ich laut und deutlich: Nein!!! Von Lieferwagen verstopfte und CO2-verpestete Innenstädte, unterbezahlte und ausgebeutete Paketzusteller, eine ausufernde Müll- und Verpackungsflut, ganz zu schweigen vom Sterben des Einzel- und Fachhandels. Das alles sind die Früchte einer hirn- und gedankenlosen Online-Bestellpraxis. Etwas, das man nicht oder nur sehr teuer im Laden bekommt, kann man ja mal online bestellen. Auch für immobile Menschen, die nicht einkaufen gehen können, mag das ein guter Beitrag zu einem barriereärmeren und dadurch leichteren Leben sein. Aber für alle anderen? Gerade bei Büchern habe ich für Online-Bestellungen wenig Verständnis, denn aufgrund der Buchpreisbindung kosten sie in Deutschland überall das gleiche. Ein Buchhändler bestellt pro Tag viele Titel bei seinem Großhändler, der die Ware gesammelt bringt - mit einer einzigen Fahrt. Wenn ich das Buch dann mit dem Rad oder zu Fuß abhole, wurden bei dem ganzen Bestellprozess deutlich CO2 und Ressourcen eingespart. Es nutzt nichts, sich nur über die Kfz-Lobby aufzuregen; jede und jeder von uns kann einen bewussten Beitrag zum Erhalt unserer schönen Welt leisten. Der Kabarettist Hagen Rether erzählt auf der Bühne gern von seiner Lieblingsbuchhandlung. Auf dem dortigen Kunden-WC hängt ein Schild mit der Aufschrift: "Diese Toilette ist für unsere Kunden. Kunden von Amazon gehen bitte dort zur Toilette." Also, liebe Leute, macht einen Spaziergang zu eurer nächstgelegenen Buchhandlung und kauft mein Buch dort. Alle, denen ich persönlich begegne, können es auch bei mir kaufen - klimaschonend und auch noch mit einer hoffentlich freudvollen Begegnung!